„Platt ward international“ –

Godewind auf der 77. Internationalen Grünen Woche in Berlin

 

Dieser Titel wurde zwar nicht gespielt, doch er passt sehr zum Thema!

Wir schreiben den 22.01.2012 – das Jahr ist noch wahnsinnig jung und frisch, das Weihnachtskonzert in Hamburg auch erst knappe 6 Wochen her!

Ich bin gerade zurück von den Messehallen, fußmüde und froh darüber, am nächsten Tag frei zu haben.

Godewind hatte laut Plan um 12:55 Uhr einen 20-minütigen Auftritt und um 14:05 Uhr ebenfalls. 
Die Band sang ihre klassischen Godewind-Songs. Also keine vom aktuellen Jahres-Album. Nun ja, es war trotzdem sehr schön! Wahrscheinlich lief das unter dem Aspekt „Godewind singt die bekanntesten Songs, die man von ihnen halt kennt“… sie gaben aber auch das ABBA-Medley zum Besten.  Der 2. Auftritt wurde ein wenig von NDR-Moderatorin Heike Götz moderiert und es gab eine Zugabe („Plattdeutsche Hitparade“). Wie es schien, war es Halbplayback. Ihre Stimmen zwar, aber ihre Instrumente waren nicht angeschlossen und Heikos Schlagzeug fehlte. Sie standen alle 5 nebeneinander am Mikrofon: Heiko mit so einem Handinstrument (ich kenne mich leider nicht darin aus, wie die Instrumente alle heißen), Shanger mit Gitarre, Anja ohne Instrumente, aber das Mikro in der Hand, Larry mit seiner Gitarre und Sven am Bass.
Das Publikum war überschaubar und so saß ich die beiden Male in der ersten Reihe. Aber diejenigen, die im Publikum saßen, klatschten auch mit und gingen mit Godewind mit. Ich kann schon sagen, dass der Funke übersprang – für Berliner Verhältnisse…

Ich muss sagen, es war wirklich mal etwas völlig anderes. Ich brauchte keine Sachen packen. Mich um keine Unterkunft kümmern. Nicht ins Reisebüro gehen, um Zugfahrscheine zu kaufen. Godewind kam "zu mir" nach Berlin!

Es war WUNDERBAR!

 



Mein erstes Treffen

30. September 2006. Wanderup bei Flensburg. Es ist mein erstes Fanclubtreffen. Nur ein paar Minuten trennen mich noch von dem, was ich bis dahin als utopisch oder unerfüllbar empfand. Jeden Augenblick konnte SIE erscheinen. SIE, die Gruppe Godewind. Bis dahin kannte ich sie nur als eine der vielen Musikgruppen aus den diversen Fernsehmusiksendungen. Einen ganzen Tag, oder zumindest einen halben, würde ich mit diesen Menschen verbringen! Wie konnte das eigentlich möglich sein??? War das so einfach, sich die kühn erträumten Dinge verwirklichen zu können?!

Laut der Informationen zu diesem Treffen hatte ich schon so eine Ahnung von dem ganzen Ablauf. Aber was meine Gefühle dazu betraf, die konnte selbst ich kaum in Worte fassen. Eine Sache, die ich so nicht (be-)greifen konnte. Da war etwas Nicht-Materielles, das ich aber auch nicht aufzuhalten oder gar abzuwenden vermochte. Ich wollte es auch nicht. Ich wollte es wissen. Hier und jetzt.

Als ich das Café betrete, betrete ich eigentlich auch eine neue Welt. Eine, die ich bis dahin nur aus Erzählungen, Zeitschriften oder ähnliches kannte. Wie geht es eigentlich zu, in einem Fanclub? Ist man hier Freund oder Konkurrent? Ich beschließe, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Das ist halt meine Erziehung, erst mal allen, die dort waren, guten Tag zu sagen. Mich kennt hier noch keiner und deshalb wirke ich für diese Leute hier auch ruhig. Aber innerlich wackelt alles bei mir. Es schlottert.

Nachdem ich die Bekanntschaft mit Leuten aus dem Fanclub-Forum, ein Forum auf der Fanclub-Homepage, gemacht habe, muss ich mich setzen. Wie ich später feststelle, habe ich den für mich besten Platz erwischt. Ich möchte zur Ruhe kommen! Aber ich werde sie wohl nicht eher finden, bis die Godewinder das Café betreten haben. Mein Herz klopft schon wieder bis zum Hals und ich kann mir nicht vorstellen, jemals auch nur ein Häppchen von diesem riesigen Tortenstück hinunter zu bekommen. Ich versuche mich abzulenken, in dem ich das Treiben der Leute, die sich schon längst kennen, zu beobachten. Immer noch keine Ruhe in mir. Irgendwie diese Angst, etwas zu verpassen... Ich beschließe, mit meinem Fotoapparat nach draussen zu gehen, um das Café von außen bildlich festzuhalten. Da sehe ich ein Auto vorfahren, mit einer Frau am Steuer, die mir vertraut "ins Auge springt". Anne! Und endlich tritt das ein, wonach ich mich die ganze Zeit gesehnt hatte: Ich werde ruhiger. Jetzt beginnt er so nach und nach: Der ganz normale Wahnsinn!

Ich knipse das Café und gehe dann wieder rein. Ich will Anne nicht belagern, zumal sie mich noch gar nicht kennt. Mir ist einfach nur etwas besser zumute. Aber Kuchen essen? Ich quäle mir den regelrecht rein. Da kommt auch Borky und setzt sich auf einen der für die Bandmitglieder freigehaltenen Plätze. Er setzt sich - ... neben mich! Ich erblicke Larry Evers. Er setzt sich auch - ... an unseren Tisch. Mir schräg gegenüber! Aber noch zu weit weg, um das wirklich zu registrieren. Ich will Borky neben mir erst mal ankommen lassen und lasse ihn erst mal gewähren. "So, das erste was ich gebrauchen könnte, ist erst mal n Kaffee!", ist das erste, was ich von ihm höre. Als er dann sein Stück Kuchen vor sich hat und essen will, ist das erste, was ich rausbringe ein "Guten Appetit". Wenn der wüsste, wer ihm das sagte! Nun, so wichtig bin ich sicherlich nicht. Aber wir hatten eine kleine Weile mal Email-Kontakt. Meine Erinnerungen schweifen hier ein wenig zurück.

2004. Borky steigt nun richtig bei Godewind ein und in dem Jahr ist die Gruppe zweimal bei mir in Berlin. Einmal beim Sommerfest des Bundespräsidenten und im Dezember darauf macht die Gruppe während ihrer Weihnachtstour auch in Berlin Station. Wo ich natürlich endlich mal hin muss. Aus drei Gründen. Zum ersten ist es ihr 25-jähriges Bestehen. Zum zweiten ist es die erste Tour mit Borky und Anja als Bandmitglieder. Zum dritten ist es zum Wochenende hin und viertens sowieso. Also haben wir hier sogar 4 (vier!) Gründe, um dort hin zu gehen. Als Godewind vom Sommerfest des Bundespräsidenten zurück ist, gibt es auf deren Homepage einen großen Bericht, der mich dazu veranlasst, etwas dazu ins Gästebuch dieser Homepage zu schreiben. Und im Leben habe ich damit nicht gerechnet, dass eben dieser Borky mir per Mail darauf antworten würde. Danach geht es per Mail eine Weile hin und her. Das ist sozusagen unser erster Kontakt. Nach dem Weihnachtskonzert gibt es noch einen kleinen Smalltalk zwischen den Godewindern und mir, nur ... hier bin ich zu schüchtern, um mich kurz vorzustellen. Wer kann mir garantieren, dass sie sich noch an Emails von Fans erinnern können, wenn sie haufenweise davon bekommen? Borky schreibt mir jedenfalls im Januar 2005, dass er es schade fand, dass ich mich nicht kurz vorstellte.

Zurück in Wanderup. 'Ich werde ihm den Gefallen tun. Jetzt.' schießt es mir durch den Kopf. "Ich wollte mich doch mal vorstellen, ich bin die Antje". Zuerst ein aufmerksam zuhörender Blick, dann ein erfreutes Grinsen und ... ein kumpelhafter Händedruck. Endlich kommt man ins Gespräch. Nicht per Mail, sondern vis á vis! Und - ... er kann sich tatsächlich erinnern, an unseren Emailkontakt. Und - ... er kann sich tatsächlich erinnern, mich mit einer Bekannten 2 Jahre zuvor in Berlin gesehen zu haben. Wow!

Ein Gewinnspiel wird ausgewertet. Ich bekomme den 2. Preis und - muss nach vorne, nachdem mein Name laut (!) vorgelesen wird. Ich muss knallrot geworden sein. Nach der Gewinnspielauswertung kommt dann Larry auf mich zu und begrüßt mich. Auch mit ihm hatte ich mich schon hin und hergemailt. Wieder diese Aufregung. Die Gruppe aus dem Fernsehen...

Nun ist noch ein Fototermin für einen ewigen Geburtstagskalender angesagt. Zuerst soll nur der Fanclub fotografiert werden. Danach mit der Band. Ich setze mich auf die Erde, so kann ich nichts falsch machen. Als die Bandmitglieder kommen, werde ich fast nicht mehr... Larry setzt sich zu meiner linken und Anne setzt sich zu meiner rechten Seite! Shanger setzt sich gleich neben Anne. Auf ewig und alle Zeiten würde es diesen Kalender mit diesem Bild von uns geben. Echt! Als wir fertig sind, will ich aufstehen. Aber meine Beine schlottern komischerweise schon wieder. Gerade, als Larry mir helfen will, schaffe ich es doch noch ohne Hilfe.

Zum Abendessen habe ich etwas besseren Appetit. Die Aufregung ist ja nun zum größten Teil verflogen. Da ist "nur noch" das Konzert und der "Schnack danach". Auf das alles freue ich mich auch tierisch. Ach, es ist einfach ein Tag des Glücks und der Freude! Und zum Konzert habe ich das, was mir damals in Berlin aus unerfindlichen Gründen verwehrt war: Ich sitze in der ersten Reihe! Und zwar so dicht, dass ich meine Füße hätte bequem auf die Boxen stellen können. Was ich natürlich nicht tue. Das Konzert ist super, locker, ernst und lustig. Rythmisch, musikalisch... Und auch der "Schnack danach" ist total nett, auch wenn die Band reichlich geschafft ist.

Tja. Nun erlebe ich jedes Jahr ein solches Treffen, wenn auch nicht jedes Jahr ein solches Treffen mit anschließendem Konzert stattfindet, manchmal eben auch ohne Konzert. Aber jedes Jahr wird dieses jahrelang als Utopische bzw. Unerreichbare empfundene Träumerei die pure Wirklichkeit. Und wenn ich auch nicht mehr ganz so furchtbar aufgeregt bin - etwas Besonderes ist und bleibt es allemal, mit der "Musikgruppe aus dem Fernsehen" - die doch so normale Leute sind, dass man sofort merkt, sie machen einfach nur ihren Job - mal einen Kaffee/Tee zu trinken, Kuchen zu essen und dabei bzw. davor und/oder danach miteinander quatschen zu können.

Es ist der ganz normale Wahnsinn!