Kleines Schiff auf großer Fahrt
 
Es war im Jahre 1979, als eine kleinere Besatzung des Störtebeker-Schiffes namens "Godewind" die Segel setzte und mit wenigen Passagieren in Schwabstedt ablegte, um sich auf eine weite Reise voller Abenteuer und Erlebnisse zu begeben. Ob bei Sonnenschein oder bei Sturm ... nichts konnte die Menschen auf dem Schiff aufhalten.
Die Besatzungsmitglieder waren zu viert. Drei Männer und eine Frau. Die Frau, die Annegret hieß, jedoch wurde schwanger und musste für einige Zeit an Land bleiben. Dafür kam eine Verena an Bord. Die Männer nannten sich Larry, Shanger und Henry.
Als die "Godewind" zuerst in Drelsdorf angelegt hatte, kam die Besatzung zu den Passagieren. Und sie fing an, ihnen Geschichten zu erzählen. Das Besondere daran: Sie taten dies in Liedform. Die Passagiere lauschten gebannt den Geschichten. Und als das Schiff wieder ablegte und weiterfuhr, waren noch mehr Passagiere an Bord gekommen. Sie fuhren weiter und hielten an vielen Häfen und erzählten. So ging es ein halbes Jahr, da stieg ein neues Besatzungsmitglied ein - Carsten.
Schnell gewann er mit seinen Geschichten und Döntjes die Herzen der Passagiere.
So ging es immer weiter. Sie fuhren mit ihrem Schiff auch bald über die Landesgrenze hinaus und oftmals packte die Besatzungsmitglieder das Heimweh, dann packten sie an den Häfen ihre Instrumente aus und erzählten. Von ihrer Heimat. Vom Leben, dem Wetter und den Menschen im hohen Norden, auf und hinter den Deichen, auf den Halligen. Immer neue Passagiere kamen an Bord, einige gingen wieder an Land, andere blieben von Anfang an dabei. Und manche der neuen Passagiere blieben ebenfalls für immer. Denn sie konnten von den Geschichten der Besatzung nicht mehr genug bekommen. Die Besatzung erzählte die Geschichten meist in ihrer Heimatsprache Plattdeutsch, oft auch in Hochdeutsch. Später sollte dann und wann auch mal in Englisch erzählt werden. Und der Besatzung fielen immer neue, immer andere Geschichten ein. Jedoch hatten sie immer dasselbe Thema: Die Menschen und deren Leben im hohen Norden Deutschlands.
Sie fuhren durch viele Orte, legte hier und dort an und wenn sie dann anlegten, dann erzählten sie eben diese Geschichten. Zwischendurch mussten sie jedoch Henry an Land zurücklassen, da er sich zurückziehen wollte.
Eines Tages waren sie sogar bis Amerika gekommen und auch dort wurden ihre Geschichten gern gehört. Und auch die damaligen DDR-Bürger fanden großen Gefallen daran.
Und doch so manches Mal musste die "Godewind" durch kleinere Stürme fahren. Als Besatzungsmitglied Verena an Land ging und dort blieb, um eine Familie zu gründen. Oder als es mit Vera, die danach kam und ein paar Jahre dabei war, nicht mehr so recht klappen wollte, weil es gesundheitlich nicht ging. Da wurde es etwas unruhig für die "Godewind". Der Wirbelwind legte sich allmählich, als ein neues männliches - Heiko und kurze Zeit später ein neues weibliches Mitglied dazu kam. Andrea gewann die Herzen der Passagiere relativ schnell, obgleich viele sich an ihre tiefe Stimme erst einmal gewöhnen mussten.
Ein kleiner Sturm kam wieder auf, als Carsten von Bord an Land ging und dort auch blieb. Es gab Passagiere, die gingen mit. Denn sie waren der Meinung, dass das Schiff ohne Carsten sinken würde.
Ein richtiger Sturm kam, als Mitglied Andrea während eines Landgangs tot aufgefunden wurde. Der Himmel wurde dunkel, das Schiff kam durch Regen und der starke Sturm peitschte durch die Segel durch. Die Passagiere, die an Bord blieben, halfen der restlichen Besatzung den Kurs zu halten.
Der Himmel klarte auf, als abermals ein neues Besatzungsmitglied an Bord kam. Er nannte sich Borky. Er wollte nur aushelfen, wurde aber so beliebt, dass er an Bord blieb. Und auch die restliche Besatzung gewann wieder an Hoffnung. Als wiederum ein neues Besatzungsmitglied, das Anja hieß, an Bord kam, kam endlich wieder die Sonne heraus. Die See wurde ruhig und das Schiff gewann endgültig wieder an Fahrt. Die Besatzung war nun wieder komplett.
Jedoch hatten mit den Jahren auch die Passagiere gewechselt. Viele waren jedoch geblieben. Das Schiff war nun 25 Jahre unterwegs und seit genau so vielen Jahren waren auch ein paar Passagiere an Bord.
Das Schiff gewann besonders an Weihnachten an Fahrt. Seit 1980 zauberte die Besatzung jedes Jahr eine besondere Atmosphäre für die vielen Passagiere, derer in diesen Zeiten besonders viele waren. Es konnte noch so kalt sein - mit den Geschichten um die Weihnachtszeit im Norden wurde allen behaglich warm und Weihnachtsgefühle konnten für Viele nur auf diese Weise entstehen.
Im Jahre 2007 jedoch wollte es wieder ein wenig stürmisch werden. Besatzungsmitglied Annegret wollte einmal etwas anderes ausprobieren und ging wieder an Land, um dort zu bleiben. Viele der Passagiere reagierten schockiert und auch die Besatzung konnte sich nur schwer von Annegret trennen, war sie doch von Anfang an ein sehr beliebtes Mitglied. Viele der Passagiere wollten mit von Bord gehen, doch Anne sagte liebevoll, aber bestimmt zu ihnen:
"Nein, mein Wunsch ist, dass Ihr meinen Freunden und speziell dem Lebenswerk von Larry und Shanger weiterhin treu bleibt, damit das Schiff "Godewind" seinen Kurs stabil halten kann und an Fahrt gewinnt. Begeisterung auf allen Seiten war und ist der Wind, den es dafür braucht. Darum werden wir uns immer mal wieder sehen."
Derartig getröstet und beruhigt gingen die meisten Passagiere wieder an Bord. Und das Schiff kam langsam wieder in Fahrt. Es kam auch kein neues Besatzungsmitglied mehr hinzu.
Seit 2007 hält die Besatzung jeden Sommer am Hafen von Albersdorf und gibt für alle an einem Abend ein großes Fest. Für alle Passagiere und für alle, die welche werden möchten, nämlich eine Nordische Nacht mit vielen Gästen, Musik und Leckereien. Doch danach geht es wieder aufs große Meer hinaus. Und wer möchte, der geht einfach mit an Bord.
Und wenn Du auf das Meer hinausschaust, dann schau genau hin. Vielleicht brauchst Du auch ein Fernrohr, dann siehst Du es deutlich. Das Störtebeker-Schiff "Godewind". Ob bei Sonne, Regen, Schnee oder gar Sturm , ob im Sommer oder im Winter - es ist noch heute unterwegs, seit nunmehr 30 Jahren. Wer weiß, wann und wo dieses kleine Schiff irgendwann einmal für immer anlegen wird.
Wollen wir der Besatzung etwas wünschen und zurufen?
"Jümmers een goden Wind und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!"
 
 
Eine solche Geschichte fiel mir in der letzten Nacht auf der AIDAdiva ein.
Sie ist im übertragenen Sinne gemeint, birgt jedoch so vieles an Wahrheit.
 
Ich bin sehr stolz darauf, dass diese, meine, Geschichte auf der
offiziellen Homepage der Gruppe Godewind veröffentlicht wurde.