Ein Bernstein für Godewind
 
Es war ein Fanclubtreffen gewesen. Das 20.!
 
Sie trat auf Shanger zu, der etwas abseits bei Biber stand und legte ihm einen geschliffenen Bernstein in die Hand.
 
„Da, der ist für euch. Er war zuerst roh, aber ich habe ihn für euch geschliffen. Das alles, dieser Stein und das Schleifen hat für mich sehr viel mit Godewind zu tun.“
 
Shanger verstand natürlich nicht gleich, was sie damit hatte sagen oder andeuten wollen.
 
„Das hat sehr viel mit uns zu tun? Oh, Danke! Aber was heißt das genau?“
 
Und sie erzählte ihm die Geschichte.
 
Wie sie eines Tages im Jahr 2003 mal wieder ihre Eltern besuchte und beim Aufräumen ihres Zimmers einen rohen Bernstein fand. Sie erinnerte sich, dass sie diesen Stein Anfang der 90er Jahre im Ostsee-Urlaub am Strand fand und mitnahm. 12, 13 Jahre alt war sie damals. Zwischendurch hatte sie immer wieder an diesen Stein gedacht, doch ihn immer im Kästchen aufbewahrt. ‚Da liegt er ja sicher und keiner kann ihn mir nehmen’, dachte sie dann und vergaß ihn wieder. Und nun fand sie ihn in eben diesem Kästchen verschlossen wieder. Auch auf ihrem Fensterbrett hatte sich eine beachtliche, schöne Steinesammlung breitgemacht, einige glitzerten in der Sonne. Inzwischen erwachsen, wusste sie, dass man den Bernstein schleifen musste, um einen wertvollen Schmuckstein zu erhalten. Und sie fing an, ihn zu schleifen. Sie schliff sehr viel daran, in unregelmäßigen Abständen. Deshalb dauerte das mehrere Jahre, denn sie hatte ja nicht immer die Zeit dafür. Doch als alle Verwitterungskrusten abgeschliffen und die Riefen, die das Schleifpapier hinterließ, ebenfalls weggeschmirgelt waren, polierte sie es mit Zahncreme und einem Tuch kräftig nach, bis alles glänzte. Es war ein großer, ansehnlicher Schmuck-Bernstein!
 
Doch – was das nun mit Godewind zu tun hat, wusste Shanger noch immer nicht.
 
Sie erklärte es ihm.
 
Sie „kannte“ Godewind schon seit Anfang der 90er Jahre, aus Funk und Fernsehen. Jedoch bis 2003 war die Gruppe eine von vielen, die sie gut fand, deren Lieder sie mochte und die Ausstrahlung der Band behielt sie für immer in Erinnerung. Aber sie interessierte sich in diesen Jahren für viele andere Künstler. Godewind hatte sie irgendwo in ihrem Herzen vergraben. Im Jahre 2003 jedoch kam ihr diese Gruppe wieder ins Gedächtnis – stärker als sonst zuvor drängte sie sich an die Oberfläche und ließ sie nicht mehr los. Von da ab beschäftigte sie sich genauer mit der Gruppe und stellte immer mehr fest, wie wertvoll und gut diese für sie selbst war!
 
Hier die Erläuterungen:
 
Godewind 90er bis 2003 = Roh-Bernstein
Im Herzen vergraben = Kästchen
Immer wieder an die Gruppe gedacht und sie im TV gesehen = immer wieder an den Stein gedacht
An anderen Künstlern und Gruppen interessiert = die anderen Steine in der Sammlung
Sich mit Godewind beschäftigen = den Roh-Bernstein zu einem Schmuck-Bernstein schleifen
Erkennen, wie wertvoll die Band ist = Der Bernstein ist vollständig zu einem Schmuckstein ausgearbeitet.
 
Nun verstand Shanger und er lächelte sie an. „Eine sehr schöne Geschichte.“ Und er legte den Stein wieder in ihre Hand zurück.
 
„Ich glaube, er ist bei dir am besten aufgehoben. Du hast dir viel Arbeit damit gemacht. Er ist bei dir in besten Händen – so wie auch wir Godewinds bei unseren Fans in besten Händen sind.“